Fachwissen

Buchtipp: Co-Create! Das Visualisierungs-Buch

Buchtipp: Visualisierungen nutzen

Wozu dienen Visualisierungen? Das fragte ich mich 2014 auch, als ich gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen die Lektorentage in Hamburg organisierte. Eines Tages stand eine Kollegin vor uns und meinte: „Was denkt ihr? Wollen wir einen Graphic Recorder zur Visualisierung einladen?“ Einen was? Was ist denn ein Graphic Recorder? Und wozu braucht man eine Visualisierung?

Ein Graphic Recorder visualisiert während einer Sitzung das Gesagte. Dabei entsteht eine Art Protokoll in Bildform. Aber Visualisierung kann noch weit mehr, wie Mathias Weitbrecht in seinem Buch „Co-Create! Das Visualisierungs-Buch“ ausführt.

Mit Visualisierungen Veränderungen anstoßen

Weitbrecht stellt darin die Visualisierung als Mittel vor, um Komplexität zu vereinfachen und unterschiedliche Ansätze bildhaft in ein großes Ganzes umzusetzen. Damit wird der Prozess der Aufzeichnung zu einem Mittel des Wandels in einer Welt voller Probleme und Herausforderungen. Visualisierung ermöglicht ein gemeinsames Kreieren neuer Ideen, erläutert der Autor: „Bilder machen Räume weit, vereinen Perspektiven, Denk- und Sichtweisen sowie Dimensionen. Sie sind das verbindende Element zwischen Methoden, Fakten und Prozessen.“ Ein gemeinsames Bild einer Situation ermöglicht es allen Beteiligten, eigene Ideen und Potenziale einzubringen, auch wenn unterschiedlichste Erfahrungswelten, Sprachebenen und Erwartungen aufeinanderstoßen. Unser Gehirn denkt in Bildern, nicht in Worten, es liebt bildhafte Darstellungen. Visualisierung ermöglicht es daher in Gruppen, dass die Teilnehmer nicht nur konsumieren, sondern aktiv gestalten.

Von der Visualisierung zur Co-Kreation

Dabei ist das Graphic Recording, das Protokollieren, nur eine der Varianten. Die Visualisierung kann – wenn sie frühzeitig in den Prozess eingebunden wird – diesen befeuern und moderieren, das vorhandene Wissen bündeln und so zu neuen Lösungen führen. Die Rede ist dann von Visual Facilitation, strategische Visualisierung und Co-Kreation.

Einsatzmöglichkeiten sind unter anderem:

  • Besprechungen, Meetings
  • Seminare und Kongresse
  • Events
  • Mitarbeiterführung und Personalentwicklung
  • Trainings, Seminare und Workshops

In vier Schritten zur Lösung

Wenn die Visualisierung zur Problemlösung werden soll, gehen die Profis beispielsweise in diesen Schritten vor:

  1. Einlesen in das Thema
  2. Treffen mit allen Beteiligten, um die Erwartungen, Ziele, Interessen und den Hintergrund zu erfragen
  3. Erste Skizzen entstehen und werden in Kleingruppen abgestimmt.
  4. Daraus bildet sich ein großes Wandbild, das komplexe Zusammenhänge anschaulich darstellt.

Worum es genau geht und welches Vorgehen angebracht ist, ist von der Situation und dem Auftrag abhängig.

Wie Sie Visualisierungen selbst nutzen können

Das Schöne ist, dass jeder, wirklich jeder die Macht der Bilder für sich nutzen kann. Jeder kann malen, betont Weitbrecht in seinem Buch. Es gehe ja nicht um Kunst, sondern darum, mit bildhaften, grafischen Elementen dem eigenen Denken auf die Sprünge zu helfen. Eine Möglichkeit, wie Sie Visualisierungen einsetzen können, sind Sketchnotes. Damit nutzen Sie in Ihren eigenen persönlichen Notizen Bilder, Symbole, Pfeile und Linien, um Zusammenhänge darzustellen und Wichtiges hervorzuheben. Dadurch werden Ihre Mitschriften während eines Meetings greifbarer, der Lerneffekt steigt. Vermutlich nutzen Sie bereits solche Elemente, etwa indem Sie bei offenen Punkten ein großes, eventuell andersfarbiges Fragezeichen aufmalen. Versuchen Sie doch einmal, bewusst noch mehr solcher Elemente zu einzusetzen.

Alles Weitere ist Übung. Mit der Zeit können Sie sogar Ihren eigenen Stil entwickeln. Nun werden Sie vermutlich nie in die Lage kommen, eine große Konferenz am weißen Blatt visualisieren zu müssen, dafür gibt es Profis. Aber mit ein wenig Training und Mut können Sie vielleicht einmal während einer Besprechung in einer verfahrenen Situation die Lage am Flipchart skizzieren und so zur Lösungssuche beitragen. Jede Menge Tipps dazu gibt es im Buch ebenso wie Ratschläge, wie ein Profi effektiv in die Prozesse eingebunden werden kann. Einen Versuch ist es in jedem Fall wert.

Wenn Sie einen Graphic Recorder oder einen Visual Facilitator benötigen, können Sie sich beispielsweise an die visualfacilitators.com wenden.

Co-Create!: Das Visualisierungs-Buch. von Mathias Weitbrecht. WILEY-VCH. 29,99 Euro.

Abb.: thodonal-AdobeStock

10 Kommentare zu “Buchtipp: Co-Create! Das Visualisierungs-Buch

  1. Vielen Dank für den tollen Beitrag! Ich würde mich sehr über das Buch freuen, das fehlt nämlich noch in meinem Repertoire !!

  2. Habe an der Vorstellung in Berlin leider nicht teilnehmen können und würde mich deshalb sehr freuen auf diesem Wege das Buch zu bekommen.

    • Cordula Natusch

      Dann drücke ich die Daumen, dass das klappt! Ab in die Lostrommel mit dem Kommentar (vielen Dank dafür)

  3. Ich kann nicht malen. – Und bin also die beste Person, um die Behauptung „wirklich jeder“ zu überprüfen 😉

    LG
    Sabine

  4. Vielen Dank für diesen super Beitrag <3
    Würde mich sehr freuen und hopse deswegen sehr gerne in die Lostrommel 🙂

    Vg

  5. Fange gerade mit sketchnotes an.ich bin über Facebook auf diesen interessanten Blog gestoßen.
    Beide Daumen hoch ☺

  6. Schöner Beitrag. Grade der Punkt mit den Sketchnotes hat mir schon bei der Organisation vieler Dinge in meinem Büro geholfen. Oftmals vergisst man die Zusammenhänge, wenn man einfach drauf losschreibt und dann guckt man sich später nochmal die Notizen an und hat ein dickes Fragezeichen auf der Stirn 😀

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