„Mein Chef ist ein echter Psychopath“ oder „Also dieser Außendienstler, so ein Querulant!“ – solche Einschätzungen von Kollegen und Vorgesetzten kennen Sie bestimmt. Allerdings sind wir alle ja in der Regel Laien, wenn es um die Beurteilung anderer Personen geht. Im Buch „Menschen entschlüsseln“ erklärt Kriminalpsychologe Jens Hoffmann, welche Persönlichkeitsprofile es gibt und wie Sie im Alltag mit den unterschiedlichen Menschen umgehen können.
Vom Psychopathen bis zum Kontrollfreak
Sieben Milliarden Menschen gibt es auf der Welt, aber im Grunde nur 15 verschiedene Persönlichkeitsstile. Und jede Person vereint in sich vor allem zwei dieser Stile. Da ist es kein Wunder, dass wir schnell meinen, einen Menschen zu durchschauen. Irgendwann ist uns eine ähnlich gestrickte Person schon mal über den Weg gelaufen. Allerdings kann uns unsere Menschenkenntnis auch ganz schön täuschen, warnt Autor Hoffmann und zeigt im Buch, wie schwierig es ist, jemanden richtig einzuschätzen.
Hoffmann beschränkt sich im Buch auf eine Handvoll Persönlichkeitsstile und stellt unter anderem Psychopathen, Narzissten, dramatische, wachsame und die strukturliebende Persönlichkeiten vor. Was zeichnet diese Menschen aus? Und wie können Sie sie im Alltag eventuell erkennen? Welche bekannte Persönlichkeit trägt diese Merkmale?
Einige Persönlichkeitsstile sind einfacher zu identifizieren als andere. Eine echte „Drama-Queen“ macht ja nun wirklich keinen Hehl daraus, dass es ihr um Aufmerksamkeit! Aufmerksamkeit! Aufmerksamkeit! geht. Bei einem Psychopathen ist das weniger klar, sein Machtmittel ist die Manipulation. Und wer nicht sehr wachsam ist, bekommt womöglich nicht einmal mit, dass er von einer psychopathischen Persönlichkeit gerade manipuliert wird.
Der richtige Umgang mit machtbewussten Boss-Typen und sensiblen Klammeräffchen
Eine andere Person richtig einzuschätzen ist das eine, mit dieser Erkenntnis umzugehen das andere. Es ist ein besonderes Verdienst dieses Buchs, dass es nicht nur die Merkmale der verschiedenen Persönlichkeitsstile beschreibt, sondern auch erläutert, welche Triebfedern sie jeweils bewegen. Denn die Persönlichkeit ist meist nicht angeboren (mit Ausnahme der Psychopathen, dies ist, so Hoffmann, tatsächlich weitgehend auf die Gene zurückzuführen), sondern wird durch die Erfahrungen in jungen Jahren erlernt. Die passiv-aggressive Persönlichkeit hat in der Vergangenheit gemerkt, dass ein offener Widerstand zum Beispiel gegen Autoritäten sinnlos war, und sich auf den passiven Widerstand verlegt. Im Berufsalltag erkennen Sie solche Menschen daran, dass Projekte verzögert und Aufgaben nicht oder viel zu spät erledigt werden. Das eine sagen, etwas anderes tun, das ist typisch.
Wem es gelingt, sein Gegenüber zumindest in Teilen zu entschlüsseln und seine Motive des Handelns erkennt, kann darauf reagieren und sein Wissen im Job, in Verhandlungen oder Gesprächen nutzen. Da bekommt dann die passiv-aggressive Persönlichkeit einen Kollegen an die Seite gestellt, der auf die Projekte aufpasst, ohne dabei aber autoritär oder dominant aufzutreten, schon klappt die Zusammenarbeit. Oder Sie geben der anhänglichen Persönlichkeit die Sicherheit, die sie braucht, und gewinnen einen echten Freund fürs Leben.
Wo Vorsicht angebracht ist
Allerdings ist eine Zusammenarbeit nicht immer angebracht. Psychopathen etwa beziehen ihren Kick aus der Demütigung und Manipulation anderer. Wer will sich das schon über Jahre antun? Hier ist es durchaus sinnvoll, sich nach einem neuen Job (oder auch einem neuen Partner) umzusehen. Eine querulatorische Persönlichkeit kann durch ständige Beschwerden, Eingaben und Anzeigen ganze Organisationen lahmlegen. Mit Argumenten und guten Zureden kommen Sie hier nicht weit. Helfen kann nur: Ignorieren.
Mein Tipp: Lesen und bei aller gebotenen Vorsicht mal das Umfeld auf die typischen Merkmale hin scannen. Durch die vielen Beschreibungen, durch die Beispiele von Prominenten, die einen bestimmten Persönlichkeitstypus zeigen, und vor allem durch die zahlreichen Tipps, wie man mit den unterschiedlichen Menschen umgehen kann, ist das Buch auch gut für die Praxis geeignet. Dass es darüber hinaus auch noch gut und unterhaltsam geschrieben ist, macht die Lektüre nicht nur nützlich, sondern auch noch amüsant.
Menschen entschlüsseln: Ein Kriminalpsychologe erklärt, wie man spezielle Analyse- und Profilingtechniken im Alltag nutzt. Von Jens Hoffmann. mvg Verlag.
Das Buch wurde mir vom Verlag für die Rezension kostenlos zur Verfügung gestellt.
Abb.: Pixel-Shot-AdobeStock
0 Kommentare zu “Buchbesprechung: Menschen entschlüsseln”